Toleranz und Vielfalt sind kein Trend
Ach ja.
Wir sind bei den Begriffen Toleranz und Vielfalt immer ganz schnell mit im Boot.
Respekt, Toleranz, Gleichberechtigung und Annahme – ja, das ist uns wichtig.
Wir heben kleine Papierfahnen in Regenbogenfarben in die Luft und demonstrieren für diese Werte. Aber wie sieht es eigentlich morgens vor Deinem Badezimmerspiegel mit Akzeptanz und Toleranz aus, hm?
Ich wette ein ganzes Bein darauf (ich sage bewusst nicht wessen Bein, hihi), dass Du morgens beim Anblick in Deinen Spiegel eben NICHT jene hundertprozentige Toleranz und Akzeptanz an den Tag legst, die Du Dir von Anderen wünschst oder sogar forderst.
Wie kommt das? Wir wünschen uns mehr Toleranz innerhalb unserer modernen und offenen Gesellschaft, doch wenn es um uns selber geht, sind wir beinhart (und das nicht unbedingt wie ein Rocker).
Leider ist es bei einer Leistungsgesellschaft wie der unsrigen so, dass die in sich schauende, besonnene Energie stark vernachlässigt wird. Der äußere Schein wird als „wichtiger“ bewertet und durch äußere Kanäle (Social Media, Presse und Co.) verstärkt sich automatisch der innere Druck DAZU zu gehören. Das ist insofern ganz normal, weil es zu unseren evolutionsbedingten Grundbedürfnissen gehört, Teil einer Gruppe zu sein. Das sicherte uns über viele Jahrhunderte lang das Überleben und ist anatomisch in unserem Gehirn abgespeichert.
Was passiert also, wenn wir andauernd Bilder und Filme von Menschen sehen, die scheinbar makellos sind? Wir bemerken sämtliche Makel bei UNS.
Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard hat eine – meiner Ansicht nach – besonders zeitlose und bedeutende Aussage gemacht:
Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.
Denn genau das ist das Problem – dadurch, dass wir uns mit Menschen vergleichen (was natürlich auch wieder eine evolutionsbedingte wichtige Eigenschaft von uns ist, ja) befinden wir uns in der andauernden Situation, etwas Bestimmtes nicht so „gut“, „schön“, „perfekt“ zu können / besitzen / haben.
Dabei spielt es weniger eine Rolle, ob es sich um Kleidung, Körperteile oder Hautbeschaffenheit handelt – es geht einfach nur darum, dass ICH ja nicht so bin oder aussehe, wie die Menschen, die ich dauernd vor Augen habe. Und jetzt sage ich noch etwas NICHT-Neues: Mindestens 90 Prozent unseres Handelns / Denkens und teilweise sogar Fühlens geschieht unbewusst. Klingt nach einer ziemlich krassen Dunkelziffer, oder? Braucht Dich dennoch nicht in Panik zu versetzen, denn DU selbst kannst es jederzeit ganz bewusst und langsam verändern. Indem Du Dich viel mehr auf Dein Inneres und weniger auf Dein Äußeres konzentrierst.
Das funktioniert genauso wie all die anderen Dinge, die wir in unserem Leben einmal gelernt haben – wir beginnen, sie regelmäßig zu TUN.
In unserem Spiegel-Beispiel bedeutet das: Morgens wird nicht mehr über den Pickel oder die Falten gejammert. Sie werden gesehen, anerkannt und begrüßt. Und dann: SEIN gelassen. Sie dürfen exisitieren, neben all den anderen fantastischen Zellen Deiner Körperhülle. Klingt nach Humbug?
Dann frage ich Dich ganz offen: Ist Deine Annahme, nicht gut genug zu sein etwa die bessere „Wahrheit“?